PÜZ (persönliche Übungszeit)
an der Otto-Thiesen-Schule

Idee

Jedes Kind hat jeden Tag 30 Minuten Zeit, um an seinen Stärken bzw. Schwächen zu arbeiten. Kein Kind fühlt sich schlecht, weil es zum Förderunterricht gehen muss.

Wie sind wir auf die Idee gekommen?

Uns ist aufgefallen, dass wir zunehmend Kinder mit größeren Schwierigkeiten im Bereich der Feinmotorik in den Klassen haben.

Mögliche Folgen bei größeren Defiziten über einen langen Zeitraum:

  • eigene Schrift kann nicht gelesen werden è Rechtschreibfehler werden nicht erkannt
  • In Diktaten werden Fehler angestrichen, die eigentlich keine sind
  • Ziffern werden sehr undeutlich geschrieben è Rechenfehler, weil eine 0 von einer 6 oder 9 nicht unterschieden werden kann.
  • große Schwierigkeiten beim genauen Zeichnen im Bereich Geometrie (Umgang mit Geodreieck und Bleistift) 

Im Rahmen der Ausbildung (Fortbildungsreihe) der Schulischen Assistenz gab es in der Abschlussveranstaltung einen Workshop zur „Feinmotorik“. Die Schulische Assistenz und die Rektorin haben diesen Workshop gemeinsam besucht und waren davon überzeugt, dass wir dringend eine spezielle Förderung für einige Kinder anbieten müssen. Daraus entstanden zwei Gruppen zur Feinmotorik, die jeweils zweimal pro Woche für ca. 20 Minuten parallel zum regulären Unterricht stattfanden. Allerdings zeigte sich in der Umsetzung, dass dieses Konzept sehr uneffektiv war. Zum einen dauerte es teilweise recht lange, bis alle Kinder in dem Raum waren und zum anderen nahmen wir die Kinder aus dem regulären Unterricht heraus, was nicht immer passte. Gleiches galt auch für die Sprachförderung.

Da uns diese Gruppe aber sehr wichtig war, kamen wir auf die Idee, jedem Kind täglich eine 30-minütige Übungszeit guttun würde.

Daraus ist die „Persönlichen Übungszeit – PÜZ“ entstanden.

Umsetzung

Einbindung in den Stundenplan

Vor Beginn der Einführung von PÜZ hatten wir für alle Klassen täglich drei Stunden à 60 Minuten. Zusätzlich hatten die Dritt- und Viertklässler vorher eine 45-Minuten-Stunde und im Anschluss eine 30-Minuten-Stunde.
Um die täglichen 30 Minuten in den Stundenplan einbauen zu können, haben wir jede unserer 60-Minuten-Stunde um zehn Minuten gekürzt. Die persönliche Übungszeit findet im Anschluss an die große Pause statt.

Einteilung der Kinder in die PÜZ-Gruppen

  • Zunächst haben alle Teammitglieder (Lehrkräfte, Schulische Assistenz, Schulsozialarbeiterin, soziale Fachkräfte, Förderschullehrerin) in Klassenlisten eingetragen, wo sie Förder- aber auch Forderbedarf für jedes Kind sehen.
    • Dabei haben wir den Blick auf das ganze Kind geworfen und sowohl die fachlichen, sozialen und emotionalen Bereiche als auch die Wahrnehmung, Motorik/Feinmotorik und Sprache betrachtet.
  • Die Lehrkräfte haben zeitgleich überlegt, welche Kurse für welche Kinder sinnvoll wären.
  • Als Nächstes sprachen sich die Lehrkräfte, die ein Kind unterrichten und/oder begleiten, ab, welcher Bereich zunächst am wichtigsten ist.
  • Daraus ergaben sich die Gruppen und es wurden Teammitglieder für jeden Kurs bestimmt.
  • Alle Kinder wurden anschließend von der Rektorin den Kursen zugeordnet. Kinder, die nicht zugeordnet werden konnten, wurden noch einmal im Team besprochen und gemeinsam zugeordnet.

Organisatorisches

  • Wir starten immer in der zweiten Woche nach den Sommerferien.
  • Der Zeitraum für eine PÜZ-Einheit ist ca. von Ferien bis Ferien.
  • Vor den Ferien wird wieder überlegt, wer in welchem Kurs bleibt, wer wechseln kann oder muss.
    • Lösen sich dadurch Kurse auf, können andere Themen angeboten werden.
    • Ergibt sich aus dem vorherigen Zeitraum Bedarf für ein neues Angebot, wird gemeinsam überlegt, ob und wie es sich umsetzen lässt.
  • Eine wichtige Frage ist auch immer: Gibt es spezielle Kinder, die spezielle Kurse / Angebote brauchen?
  • Durch eine sehr umfangreiche Testung der neuen Erstklässlerinnen und Erstklässler vor Schulbeginn können wir schon im Vorwege die kommenden Kinder den Gruppen zuordnen.
  • Eine Poolkraft (soziale Fachkraft) ist Springerin. Da montags, dienstags und mittwochs jeweils eine Person nicht da ist, übernimmt die Springerkraft den Kurs. Somit werden alle Kurse jeden Tag aufrechterhalten.
  • Unsere zwei Poolkräfte wechseln mit der Arbeit als Springer wöchentlich ab.
  • Wichtig für unsere Arbeit am PÜZ-Konzept ist, dass alle involviert sind und sich gleichberechtigt einbringen können.
  • Stellt der Leiter / die Leiterin eines Kurses fest, dass ein Kind im eigenen Kurs über- oder unterfordert ist, besteht jederzeit die Möglichkeit, zu wechseln. Gleiches gilt, wenn eine Lehrkraft möchte, dass ein Kind in einen speziellen Kurs gehen soll.
  • Jedes Kind hat eine PÜZ-Mappe (Schnellhefter), der im Kursraum verbleibt.

Kurse im Schuljahr 2018/19

Deutsch:

  • Rechtschreibung Klasse 2
  • Rechtschreibung für Klasse 3 und 4
  • Erlernen der Schreibschrift für alle Zweitklässler
  • Lesetraining
  • Sprachförderung
  • Phonologische Bewusstheit

Mathematik:

  • Mathe Forderunterricht für Klasse 1
  • Mathe Forderunterricht für Klasse 2
  • Mathe Förderunterricht für alle Klassenstufen
  • Mathe Forderunterricht Klasse 3/4

Weitere Themen:

  • PÜZ – Weiterarbeit in den Materialien in Deutsch und Mathematik für alle Klassenstufen (für Kinder, die in den regulären Unterrichtsstunden nicht ausreichend viel schaffen)
  • Sozialtraining
  • Feinmotorik
  • Aufmerksamkeitstraining
  • PC – Umgang mit Lernprogrammen
  • Theater für die Einschulung

Kurse im Schuljahr 19/20

Deutsch:

  • Rechtschreibung Klasse 3 und 4
  • Lesetraining
  • Phonologische Bewusstheit
  • PÜZ (Weiterarbeit) im Fach Deutsch
  • Erlernen der Schreibschrift für alle Zweitklässler
  • Textproduktion Fordern Klasse 3 bis 4, ab Januar 2020 auch für Klasse 2

Mathematik:

  • Mathe Forderunterricht für Klasse 1
  • Mathe Förderunterricht Klasse 1 bis 4
  • PÜZ (Weiterarbeit) im Fach Mathematik

Weitere Themen:

  • Feinmotorik
  • Sprachförderung
  • Technisches Werken
  • Bee Bots – Programmieren
  • ab Ostern: Theater
  • Sozialtraining über Brettspiele
  • Sozialtraining mit Leo und Lee

Rückblick / Aussicht

Das klappt gut:

  • Die Gruppengrößen sind fast immer passend zum Thema.
  • Wir können viele verschiedene Bereiche anbieten, weil die Mitglieder des Teams sich zunehmend spezialisiert haben.
  • Wir finden für alle Kinder gemeinsam einen passenden Kurs.
  • Die Kinder wissen sehr schnell, in welchen Kurs und in welchen Raum sie gehen sollen.

Neue Ideen für Kurse:

  • Sportförderunterricht (Training der Körperwahrnehmung und damit verbunden eine Verbesserung der Raumwahrnehmung)
  • Kunst
  • 6K UNITED!